Gehen wir mit diesem kostbaren Gut behutsam genug um, so dass nachfolgende Generationen es auch noch unbeschwert genießen können? Wie ist es um die Ressource beim ZWA bestellt? WASSERZEITUNG befragt Moritz Reuleaux-MacDonald vom Wasserfachbüro der AKS Aqua-Kommunal-Service GmbH Frankfurt/Oder.
Was ist eigentlich Grundwasser?
Moritz Reuleaux-MacDonald: „Viele glauben, dass es unterirdische Seen oder Flüsse gibt. Das ist ein Irrtum. In den oberen Schichten des Barnimer Untergrunds wechseln sich wasserführende Schichten aus Sanden und Kiesen – Grundwasserleiter genannt - mit wasserhemmenden Schichten aus Schluffen, Tonen und Geschiebemergel, Grundwasserhemmer genannt, ab. Aber diese Schichten liegen nicht wie die Lagen einer Torte eben übereinander. Die Gletscher der Eiszeit haben sie geformt. So kommt es, dass selbst innerhalb des Landkreises Barnim die Schichten in Mächtigkeit, Höhenlage und hydraulischen Eigenschaften deutlich unterschiedlich sind. Die Poren in den Sedimenten des Untergrundes sind mit Wasser gefüllt. Nur in den Grundwasserleitern sind die Poren auch so groß, dass das Grundwasser fließen kann.“
Aus welcher Schicht entnimmt der ZWA das Wasser?
Moritz Reuleaux-MacDonald: „Im Verbandsgebiet des ZWA gibt es drei Grundwasserleiter. Anfangs wurde das Wasser für die Trinkwassergewinnung aus dem obersten Grundwasserleiter entnommen. Doch durch den Eintrag von umweltschädlichen Nährstoffen wie Nitraten, belastetem Regenwasser und menschlichen Einflüssen wie beispielsweise Mülldeponien oder Straßenschmutz, wurde dieser Leiter so stark belastet, dass die Wasserwirtschaft seit Anfang der 1990er Jahre verstärkt den zweiten Grundwasserleiter nutzt. Aktuell beobachten wir, dass vermehrt der dritte Leiter erschlossen wird, da auch im zweiten Grundwasserleiter die Belastungen zunehmen. Das ist der letzte uns zur Verfügung stehende Leiter mit Süßwasser. Darunter liegen stark salzhaltige Tiefenwässer, die zur Trinkwasserversorgung nicht geeignet sind.“
Wie entsteht Grundwasser?
Moritz Reuleaux-MacDonald: „Grundwasser ist Teil des Wasserkreislaufs. Feuchtigkeit verdunstet über Land und Wasser. Aus dem sich bildenden Wasserdampf entstehen Wolken. Es regnet. Ein Teil dieses Regens verdunstet, ein Teil fließt in Gewässer ab, ein Teil sickert in den Untergrund und teilweise bis ins Grundwasser. Die Menge des versickernden Wassers wird jedoch nicht nur von der Lufttemperatur und den fallenden Niederschlägen beeinflusst. Auch die Art der Vegetation spielt eine Rolle: tiefwurzelnde Bäume entnehmen noch aus bis zu sechs Metern Tiefe Wasser, Kiefern haben einen höheren Wasserbedarf als Buchen. Außerdem wirken sich die Versiegelung und Entwässerung von Flächen in die Kanalisation aus. Die Gesamtmenge des Wassers auf der Erde ist annährend konstant, die Verteilung aber schwankt stark. Es dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis der Regen von heute im dritten Grundwasserleiter ankommt.“
Welche Auswirkungen haben Wetter und Klima auf die Grundwasserneubildung?
Moritz Reuleaux-MacDonald: „Die älteste Wetterstation Brandenburgs in Lindenberg (bei Beeskow) zeichnet seit 1907 die gemessenen Temperaturen auf. Durchschnittlich liegt sie in den vergangenen 116 Jahren bei 8,9°C. Zwischen 1951 und 1987 gab es nur sieben Jahre, die wärmer als dieser Mittelwert waren. Seit 1988 waren aber nur drei Jahr kälter. Seit 2018 lag die Jahresmitteltemperatur in Lindenberg bei 10,9°C. Das sind zwei Grad Celsius über dem langjährigen Mittelwert! An einem Tag mit Temperaturen um 20 Grad können ungefähr 6,7 l Wasser pro Quadratmeter verdunsten, bei 25 Grad bereits bis zu 10 Liter. Dazu kommt, dass in den Jahren zwischen 2018 und 2022 deutlich weniger Niederschlag als im Durchschnitt gefallen ist. Die Folge ist klar: es steht weniger Wasser für die Grundwasserneubildung zur Verfügung.“
Warum entsteht durch Gartenbewässerung kein neues Grundwasser?
Moritz Reuleaux-MacDonald: „Gärten werden im Sommer bewässert, also in der warmen Jahreszeit, wenn viel mehr Wasser verdunsten kann. Die durchschnittliche Wintertemperatur, die in der Wetterstation Angermünde aufgezeichnet wird, liegt bei 3,6°C. Dabei verdunsten pro Quadratmeter Rasen ungefähr 13 Liter. Die durchschnittliche Sommertemperatur liegt bei 15,4°C. Die Verdunstung steigt in dieser Zeit auf 50 Liter pro Quadratmeter. Gleichzeitig nutzen Pflanzen und Bäume das Wasser zum Transport von Nährstoffen und zur Regulierung ihrer Temperatur – also geben auch sie das Wasser letztlich wieder zurück in die Atmosphäre. Für die Versickerung bleibt somit praktisch nichts übrig.
Was können wir tun, um sinnvoll mit der Ressource Wasser im Garten umzugehen?
Drei Tipps von Moritz Reuleaux-MacDonald:
- Entziehen Sie im Sommer gefallene Niederschläge so schnell wie möglich dem Zugriff der Atmosphäre. Fangen Sie den Regen in geschlossenen Zisternen und Regentonnen auf, bauen Sie Rigolen und möglichst wasserdurchlässiges Pflaster.
- Wenn Sie nicht baden, decken Sie Ihren Pool ab! Von offenen Wasserflächen verdunsten riesige Wassermengen. Bei einer Abdeckung mit einer Solarfolien sparen Sie Wasser und damit Kosten.
- Gießen Sie Ihre Pflanzen am besten in den späten Abend- oder frühen Morgenstunden. So kann es rechtzeitig ins Erdreich einsickern, bevor die Sonne das Wasser verdunstet.
Fazit von Moritz Reuleaux-MacDonald: „Seit etwa 30 Jahren verändert sich das Gleichgewicht zwischen Niederschlägen, Verdunstung und Abfluss. Wir aber haben unseren Umgang mit Wasser – sei es Verbrauch oder auch die Entwässerung – nicht angepasst. Noch ist der Rückgang des Grundwasserspiegels im Verhältnis zur Grundwassermenge gering. Die Schwankungen auf den Hochflächen liegen in Danewitz - durch Messungen nachweisbar – bei drei bis vier Metern, in Finowfurt bei ungefähr einem Meter. Im Verhältnis zur Mächtigkeiten der Grundwasserleiter von 30 Metern sind das gerade 10 Prozent.
Aber niemand weiß, wie sich Wetter und Klima in unserer Region zukünftig entwickeln. Deshalb sollten wir sorgsam mit der kostbaren Ressource umgehen. Damit auch unsere Enkel und Urenkel noch genügend Wasser haben.“